2 UMSONST IST NICHT MAL DER TOD – Die
Redaktion – Wir meinen: Zeitschriften sind Viktualien,
und wir wollen weitermachen.
3 NAHOST: GORGAST – Bert Papenfuß – Zu
seinem Gedenken sprießen dort Adonisröschen,
in denen sich Schwuchteln aller Geschlechter
aalen.
STRAUSBERG NORD – Inés Burdow + Hugo
de Saint Paul – Das Feld ist bestellt, / der Hof
ohne Boden. / Die Lanze im Knecht, / Feld und
Wald siehe oben.
4 JA, ICH ERWÄGE WIEDER GREISENLIEBE –
Ann Cotten – Hier wohnt Gott / als dunkles Potential,
wie ein Schlauch Wein.
Wenn Frau Hitchcock träumt – Roland
Urban – Sie guckt dem Ungetüm verschreckt
hinterher, wie es sich hüpfend und zappelnd in
die Zimmerecke verkrümelt, dort Position einnimmt
und herüberglotzt mit dem hektischen
Auge.
5 DIE SOGENANNTE WIPPLER UHR / Beim
Lesen der Karte des
CAFÉ WIPPLER – Bertram Reinecke – In den
Tagen, als ihr Fall gewiss war / Von den Mauern
klangen schon Fliegersirenen
STRASSBESETZT – Jürgen Landt – Angela
Merkel hatte sich in mich verliebt.
6 SITZ IM KOPF – Jürgen Landt – „Leben ist
Feuerschlucker und die Masse und das Gewicht
auf den Knochen sind ein Stückchen falsche
Kunst dazu …!“
7 PEGIDA – Phantasmagoria – Andreas Paul –
Jedes Beharren auf Freiheit der Rede scheint
sentimentaler / Ausnahmezustand im Kopf den
man aufs Pflaster gedrückt / Wieder und wieder
bis schließlich kein Laut mehr dem Totentanz
beikommt
MOFUNE – Wolfgang Hofmeister – Und dann
beginnt der Beschuss.
12 SEPTEMBREN – Philippe Malone – aber
das Kind weiß die Bomben zu lesen wie Buchstaben
die in dem Blut die unendliche Liste der
Toten aufstellen Anis Ahlem Aïda Adib Adel Alia Amine
und durch seine wie Wunden offenen
Augen vermehren sich die Verluste –
Übersetzung und Kommentar – Kristin Schulz
19 UND DIE DINGE sind mit Quecksilber
verkleidet – Mark Mallon – als würde niemals
irgendwo etwas passieren
20 VORSTOSSEN INS UNBEKANNTE – Steve
Dalachinsky – Cherry-co seine drahtige Gestalt
baumelt im Ne(X)t / ich weiß nicht wo ich gestern
Abend war schwatzte Bird / ich weiß allerdings
wo ich später sein werde
21 ZEICHNUNG – Thomas Helmprecht, 1991 –
STEUERERKLÄRUNG [Zitat] – Bert Papenfuß,
2016 – Helene Fischer liegt Eheliches fern
22 RUMBALOTTE RUMBA – Ronald Galenza –
was macht / das verlieren so romantisch / wir
bleiben die unerzählten / geschichten
AUFRUF – Die Redaktion – Wer sind „wir“?
Wenn wir die unerzählten Geschichten sind,
können wir sie dann erzählen?
23 HAIKU – Yuko Otomo – Wintersonnenwende
– / wir zupfen leicht / an der Sternensaite
24 LIEBEN SIE ROSEN? – Said – „haben sie
noch fragen?“ / „der mann duzt mich nicht“,
denke ich. / auf seinen wink bringt man mich in
einen anderen raum und wirft mich auf die knie. /
„hier bleibt das vieh.“
25 WARUM NAIMA? – Steve Dalachinsky – ich
bin eine alte wunde / doch eine trostreiche
26 L.I.T. – Jürgen Schneider – Zu Stammheim
fiel Goetz nur das Wort Stammheim ein. Immerhin.
28 MAGIC MANTRAS – Robert Mießner –
Unser Geschwätz von gestern kümmert uns
nach wie vor.
29 Buch ? Handel ? Zukunft ? – Der Ziegelbrenner
– Wer wird die guten Bücher künftig
noch schreiben? Die unter EU-Kommissionspräsident
Juncker geplante Änderung des Urheberrechts
ist ein Rückschritt in feudale Zeiten.
30 NEUESTE PRODUKTE – Various Artists –
„Wer einfach nur seine Uniform an den Nagel
hängte und nackt unter der Sonne wandelte, der
blieb ungeschoren.“
31 ABWÄRTS – Eberhard Häfner – auch erfahrene
Schwimmer fürchten, sie fürchten das
Meer