IWK Heft 4, Dezember 1999

Herausgegeben von Henryk Skrzypczak
Redaktion: Gerhard Beier, Franz Jean Frohn, Andreas Graf (verantw.), Dirk H. Müller
Wissenschaftlicher Beirat:
Andreas Graf, Helga Grebing, Peter Lösche, Hans Mommsen, Peter Steinbach, Hans-Josef Steinberg, Hermann Weber

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Henryk Skrzypczak: Abschiedswort in eigener Sache (S. 467)

Innerhalb weniger Monate zum zweitenmal erfährt diese Zeitschrift eine Zäsur. Seit längerem erwogen, wird ein Wechsel in der Herausgeberschaft nunmehr akut. Das vorliegende Heft des 35. Jahrgangs der IWK ist das letzte unter der gewohnten Ägide. Die Umstände verlangen es, die ärztlichen Ratgeber beharren darauf.

Der Verstand zeigt Einsicht in die Notwendigkeit. Schlagen die Zeitläufte eine schärfere Gangart ein, sagt er sich, spricht ohnehin manches dafür, Verantwortung in jüngere Hände zu legen. Altbewährtes ist gut, ein frischer Impuls im Regelfall besser. Der Verstand thront eben in kühler Majestät über den Dingen.

Das ungebärdige Herz jedoch revoltiert, und wer schon wollte es ihm verargen. IWK – dreieinhalb Jahrzehnte hat es für dieses Kürzel geschlagen. War beteiligt, als das erste Konzept entstand. Hat die Stimmen der Skepsis verstummen gehört, die dem Neuling ein baldiges Ende versprachen. Ist ihm auch in Zeiten der Fährnis ein zuverlässiger Begleiter gewesen – fünfunddreißig Jahre lang, ein halbes Menschenalter hindurch. In Stunden des Abschieds ein Hauch von Wehmut zumindest ist ihm da wohl erlaubt.

Etwas mindert den Trennungsschmerz: das Bewußtsein, die Hinterlassenschaft in berufenen Händen zu wissen. Peter Steinbach ist dieser Zeitschrift – er bekannte es schon vor Jahren – emotional in starker Weise verbunden. Über die Qualifikation des Historikers zu reden, der zugleich Politikwissenschaftler ist, erübrigt sich – bis auf das eine: Peter Steinbach hat sich den Problemkreis der Arbeiterbewegung durch einen nicht alltäglichen Zugang erschlossen, den des Widerstandes gegen die nationalsozialistische Diktatur. Wie nur wenige sonst weiß er daher um jenes verpflichtende Erbe, das sich in Wertmaßstäben manifestiert. Anstand auch in der Grenzsituation, kritischer Abstand gegenüber den idola fori, mögen sie sich als noch so übermächtig erweisen, Widerstand – wer hierin seinen Orientierungsrahmen erblickt, bietet Gewähr dafür, resistent zu sein gegenüber den Marktgängigkeiten auch des heutigen Tages.

Dem scheidenden Herausgeber obliegt es, eine immense Schuld abzutragen. Er erinnert sich dankbar all jener, die sich bereits im Vorfeld des Projekts für die Nützlichkeit eines solchen Unternehmens verbürgten. Zu danken hat er den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der ersten Stunde ebenso wie den Weggefährten der späteren Jahre. Dank gebührt den ungezählten Autoren, Dank den Mitgliedern des Beirats, Dank schließlich einem Leserstamm, der mit seiner gleichbleibenden Aufgeschlossenheit das Erscheinen der Zeitschrift gerechtfertigt hat und weiterhin legitimiert. An letzter, keinesfalls aber minderer Stelle sei parteiübergreifend einer Vielzahl von Vertretern Berlins in Politik und Verwaltung gedacht. Ohne ihr Verständnis für den historischen Stellenwert des Faktors Arbeiterbewegung und ohne die hieraus erwachsende Förderbereitschaft wäre die Herausgabe der IWK mutmaßlich Episode geblieben. Daß diese Bereitschaft anhält, steht für absehbare Zeit außer Frage.

Ein tragfähiges Fundament, ein Haus, das bestellt ist – nun heißt es, den Blick wieder nach vorne zu richten. Die Erfahrung lehrt Zuversicht. Menschen kommen und gehen, die Erde dreht sich weiter, gewiß. Doch die Aufgabe bleibt.

Herr Steinbach, übernehmen Sie.

Berlin-Dahlem, auf der Schwelle des Millenniums

Weiterer Inhalt:

Peter Steinbach: Zum Tode von Georg Kotowski (S. 469)

Michael Uhl: Die internationalen Brigaden im Spiegel neuer Dokumente (S. 486)

Dieter K. Buse: Many Friedrich Eberts. Critical Thoughts on an Evaluation of an Exhibition (S. 519)

Lorenz Peiffer: "Auf zur Gefolgschaft und zur Tat!" Deutsche Turnerschaft und Nationalsozialismus – zwischen Selbstgleichschaltung und Selbstbehauptung? (S. 530)

Ottokar Luban: Das 20. Jahrhundert – ein Jahrhundert der Arbeiterbewegung? Bericht über die 35. Linzer Konferenz (S. 549)

Klaus Weinhauer: Polizei und innenpolitische Spannungen in der Weimarer Republik (S. 554)

Forschungs- und Publikationsvorhaben
zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung und angrenzender Gebiete (119). Bearbeitet von Franz Jean Frohn (S. 564)

Neue Literatur

Stalinismus. Neue Forschungen und Konzepte. Hrsg. von Stefan Plaggenborg, Berlin 1998 (Ralf Zwengel) (S. 571)
Inventar zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung in den staatlichen Archiven der Bundesrepublik Deutschland. Reihe C: Überlieferungen der Stadtstaaten. Bd. 3: Landesarchiv Berlin. Bearb. von Eckhardt Fuchs und Rosemarie Lewin, München 1997 (Kurt Metschies) (S. 572)
Verdammte Geduld. Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung im Dillgebiet und Umgebung von den Anfängen 1811 bis zur Konstituierung des Deutschen Gewerkschaftsbundes 1949. Bearb. und eingel. von Holger Gorr, Herborn 1997 (Reinhard Krämer) (S. 574)
Michael Bakunin, "Ich, Michael Bakunin, der von der Vorsehung Auserkorene …". Philosophische Briefe. Hrsg. von Bernd Kramer. Berlin 1993 (Matthias Riemann) (S. 576)
Bruno Margadant, Hoffnung und Widerstand. Das 20. Jahrhundert im Plakat der internationalen Arbeiter- und Friedensbewegung. Hrsg. von Hans-Rudolf Lutz und Bruno Margadant, Zürich 1998 (Peter Groos) (S. 577)
Leo Trotzki, Europa im Krieg, Essen 1998 The Fate of the Russian Revolution. Ed. by Sean Matgamna, London 1998 (Ralf Zwengel) (S. 579)
Österreicher im Exil. Sowjetunion 1934 – 1945. Eine Dokumentation. Einleitung, Auswahl und Bearbeitung: Barry McLoughlin und Hans Schafranek, Wien 1999 (Wladislaw Hedeler) (S. 580)
Die Industriegewerkschaft Metall in den Jahren 1956 bis 1963. Bearb. von Felicitas Merkel, Frankfurt a. M. 1999 (Karl Lauschke) (S. 581)
Johannes Hilmer, Philosophie de la Misère oder Misère de la Philosophie? Die Marxsche Polemik im Kampf um die Führung der internationalen Arbeiterbewegung als Beginn der weltpolitischen Durchsetzung des etatistischen Sozialismus, Frankfurt a. M. u. a. 1997 (Klaus Schmitt) (S. 582)
Ullrich Amlung, Gudrun Richter und Helge Thied: "… von jetzt an geht es nur noch aufwärts: entweder an die Macht oder an den Galgen!" Carlo Mierendorff (1897 – 1943) – Schriftsteller, Politiker, Widerstandskämpfer, Marburg 1997 (Peter Steinbach) (S. 584)
Ursel Hochmuth, Illegale KPD und Bewegung "Freies Deutschland" in Berlin und Brandenburg 1942 – 1945. Biographien und Zeugnisse aus der Widerstandsorganisation um Saefkow, Jacob und Bästlein, Berlin 1998 (Beatrix Herlemann) (S. 585) Dieter Groh, Emanzipation und Integration. Beiträge zur Sozial- und Politikgeschichte der deutschen Arbeiterbewegung und des 2. Reiches, Konstanz 1999 (Karlludwig Rintelen) (S. 586)
"Kein Jenseits ist, kein Aufersteh’n". Freireligiöse in der Berliner Kulturgeschichte. Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Prenzlauer Berg Museum Berlin vom 7. Juli 1998 bis 31. Januar 1999. Red.: Horst Groschopp, Berlin 1998 (Laurenz Demps) (S. 589)
Ursula Ratz, Arbeiteremanzipation zwischen Karl Marx und Lujo Brentano. Studien zur Geschichte der Arbeiterbewegung und der Bürgerlichen Sozialreform in Deutschland, Berlin 1997 (Gerhard Beier) (S. 590)
Susanne Mutert, Die bayerischen Gewerkschaften im 19. Jahrhundert. Von den Anfängen bis zum Ende des Sozialistengesetzes (1868/69 – 1890), Essen 1997 (Dietmar Süß) (S. 590)
Peter Longerich, Politik der Vernichtung. Eine Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Judenverfolgung, München 1998 (Werner Röhr) (S. 591)
Philipp Koch und Joachim Meynert, Ein Volk, ein Reich, ein Führer? Opportunismus und Widerstand proletarischer Milieus im Raum Minden 1933 – 1945, Bielefeld 1998 (Bernd Stöver) (S. 595)
Zweimal verjagt. Die deutschsprachige Emigration und der Fluchtweg Frankreich – Lateinamerika 1933 – 1945. Hrsg. von Anne Saint Sauveur-Menn, Berlin 1998 (Claudia Albert) (S. 596)
Wilhelm Damberg, Abschied vom Milieu? Katholizismus im Bistum Münster und in den Niederlanden 1945 – 1980, Paderborn 1997 (Dietmar Süß) (S. 597)
Karl Wilhelm Fricke und Roger Engelmann, "Konzentrierte Schläge". Staatssicherheitsaktionen und politische Prozesse in der DDR 1953 – 1956, Berlin 1998 (Beate Ihme-Tuchel) (S. 598)
Lars Furuland u. a., Arbetarförfattarna och syndikalismen [Die Arbeiterautoren und der Syndikalismus], Stockholm 1999 (Norbert Götz) (S. 599)
Kerstin S. Jobst, Zwischen Nationalismus und Internationalismus. Die polnische und ukrainische Sozialdemokratie in Galizien von 1890 bis 1914. Ein Beitrag zur Nationalitätenfrage im Habsburgerreich, Hamburg 1996 (Alix Marie Landgrebe) (S. 601)

Kurzanzeigen und Literaturhinweise (S. 602)

Wissenschaftliche Mitteilungen und Briefe an die Redaktion (S. 607)

Projektfragebogen (S. 609)

Inhaltsverzeichnis und Register Jahrgang 35 (1999) (S. I*)

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