Thema des Romans: Nach einem Weltuntergang merken die Leute, daß die Zeit anstatt weiterzugehen unaufhaltsam zurückgeht. Das Alter wird als der günstigste Zustand betrachtet, die Jugend nähert sich dem unmittelbaren Tod. Ein langsames Verschwinden der Zivilisation. Wer bewahrt das Gedächtnis der »vergangenen« Ziele? Alles geht drunter und drüber …
Werner Krauss: Tagebuch, Eintrag vom 4. August 1964.
Eben noch hatte der Wissenschaftler Krauss festgestellt, daß die literarischen Utopien sich überlebt hätten, da fühlte sich der politische Mensch Werner Krauss gezwungen, selber eine negative Utopie zu schreiben. Nur so konnte er seine Zweifel am Technik- und Freizeitkult auch einer sozialistischen Welt formulieren.
Krauss hatte schon einmal – 1943 in der Gestapo-Haft – die Romanform gewählt, um mit der Satire „PLN. Die Passionen der halykonischen Seele« seine geistige Widerstandskraft zu behaupten. 20 Jahre später fühlt er sich erneut zur literarischen Form gedrängt, jetzt als freier Mann und Akademie-Mitglied der DDR. Doch seine Vertraute Frida Gadamer schreibt ihm aus München: »Die unheimlich herrliche Ausdruckskraft, die witzreiche überlegene Formulierung bezaubern mich. Aber dann schüttelt mich die trostlose Hoffnungslosigkeit wieder durcheinander.« PLN, das war „heitere Ironie«, die ist »bittere«.
Im Nachlaß des großen Romanisten Werner Krauss fand sich der Kurzroman Die nabellose Welt, den wir hiermit erstmalig publizierten.