Gabriele Stammberger, Michael Peschke

Gut angekommen – Moskau

Das Exil der Gabriele Stammberger 1932-1954 – Erinnerungen und Dokumente

Aufgeschrieben und herausgegeben von Michael Peschke, Hardcover, Leinen, Fadenheftung, 472 Seiten, zahlreiche Fotos und Dokumente, 1999

ISBN 978-3-86163-082-1

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Die Architektentochter Gabriele Bräuning bricht 1932 nach Moskau auf, um an der Seite ihres Mannes, des Kommunisten Walter Haenisch, am
Marx – Engels – Institut zu arbeiten. Nach dessen Hinrichtung schlägt sie sich als Fabrikarbeiterin durch, wird bei Kriegsausbruch evakuiert und landet mit ihren Söhnen und dem Lebensgefährten Gregor Gog in einem Kolchos in der usbekischen Steppe.
Gabriele Haenisch wird die einzige sein, die nach Deutschland zurückkehrt.

„In den Stunden der Verzweiflung hat mich immer ein Gedanke aufrecht gehalten: wenn ich von allen, die mir am nächsten standen, übriggeblieben bin, dann darf ich mich nicht fallenlassen.“
(aus einem Gespräch mit Gabriele Stammberger)

„Eine der wenigen, die noch alle KP-Größen persönlich kannte.“ (die tageszeitung)

 

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Christina Jung:

Gabriele Stammbergers gemeinsam mit Michael Peschke aufgeschriebenen Erinnerungen an ihr Exil in den Jahren 1932 bis 1954 werden gänzlich unsentimental und ohne anklagenden Gestus präsentiert. 22-jährig war sie nach Moskau gekommen, um mit ihrem Mann, Walter Haenisch, am Marx-Engels-Institut zu arbeiten. Nach seiner Entlassung wird er im März 1938 wie viele andere deutsche Emigranten vom NKWD verhaftet und erschossen. Das so häufige Schicksal der Hinterbliebenen, als Angehörige eines Volksfeindes isoliert, ebenfalls verhaftet und in ein Lager nach Sibirien transportiert zu werden, bleibt ihr jedoch erspart – ihre Lage gleichwohl aber prekär. Mit dem Schriftsteller und Schauspieler Gregor Gog, mit dem sie kurze Zeit später zusammen lebt und arbeitet, verbringt sie ein paar unbeschwerte Jahre, gebiert einen weiteren Sohn und verkehrt in den Kreisen der Exilprominenz. Zu ihren Bekannten gehören neben Hugo Huppert und Theodor Plivier auch Gustav von Wangenheim und Heinrich Vogeler. Nach dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion werden sie 1941 ins ferne Usbekistan evakuiert. An den Folgen der über einen Monat währenden beschwerlichen Reise und den schlechten Bedingungen in dem von Flüchtlingen überfüllten Gebiet Fergana nahe Taschkent sterben ihre beiden Kinder Stefan und Pim kurz nacheinander.

Aus dieser sich permanent durchdringenden und ergänzenden Anordnung entsteht ein Spannungsverhältnis, das dem Leser mehr deutlich machen kann, als durch das erinnernde Ich ausgesprochen wird. Haenischs Briefe voller Todesangst an offizielle Stellen, in denen er beflissen Wachsamkeit und Loyalität bekundet, lassen mit ihrem ganzen Gewicht an Authentizität die Abhängigkeits- und Machtgefüge im sowjetischen Exil ahnen. Gregor Gogs Korrespondenz mit befreundeten Genossen in Moskau, sein verzweifeltes Bemühen, eine Rückkehr nach Moskau zu bewirken, die nur durch eine offizielle Anforderung durch die Partei zur publizistischen Arbeit erreicht werden kann, gehören zu den bewegendsten Passagen des Buches, ohne dass hier noch erzählt werden müsste. Immer wieder bietet er, krank und unterernährt, Arbeiten zur Veröffentlichung an, und muss sich sagen lassen, dass diese gerade nicht in die propagandistische Linie passen. Als ihm 1945 endlich die Leitung der Zeitschrift „Internationale Literatur“ angeboten wird, ist es zu spät. Sein physischer und psychischer Verfall ist schon so weit fortgeschritten, dass er in Usbekistan stirbt. Auch Gabriele Stammbergers Bemühungen sind umsonst. Bis zu ihrer Rückkehr nach Ostberlin im Jahr 1954 bleibt sie in Fergana „dauerhaft angesiedelt“.

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