Walter Fähnders

Gespenster der Avantgarde

Nachbilder und ihre Manifestationen

PAMPHLETE Nr. 29 – Broschur mit ca. 200 Seiten, 6 Abbildungen. ISBN 978-3-86163-168-2

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Die Avantgarde mag gescheitert oder gestorben sein oder sich zu Tode gesiegt haben – verschwunden ist sie nicht. Jene Avantgarde, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts europaweit aufbrach, um mit der Kunst auch die Welt zu verändern – sie ist in der gegenwärtigen Literatur und Kunst überraschend präsent, ist virulent und alles andere als obsolet. Für ihre Aktualität steht hier die Metapher vom Gespenst.

Gespenster der Avantgarde – es geht nicht um die Frage nach einer möglichen avantgardistischen Literatur heute, sondern um ‚Avantgarde‘ und avantgardistische Manifestationen als Ausgangspunkt und Katalysator aktueller Literatur und Kunst. Der Band versammelt einschlägige Texte und Dokumente, Bilder sowie Kommentare des Herausgebers, eine zitatgespickte Text-Collage, die als Materiallager dienen mag, nicht als Monographie. Um das Schlüsselwort ‚Avantgarde‘ zu beleuchten, steht am Anfang eine Sammlung aktueller Äußerungen zum Thema. Sie bewegen sich zwischen den markanten Bemerkungen zweier illustrer Autoren: „Der Begriff der Avantgarde bedarf der Aufklärung“, schreibt Hans Magnus Enzensberger; Heiner Müller notiert: „Ich weiß nicht, was Avantgarde ist.“

Wenn hier Gespenster der Avantgarde aufgerufen werden, so mag diese Metapher an aktuelle Diskurse erinnern, die spätestens seit der Schrift Marx’ Gespenster von Jacques Derrida geläufig sind. „Dieses Mitsein mit den Gespenstern“, schreibt Derrida, „wäre auch – nicht nur, aber auch – eine Politik des Gedächtnisses, des Erbes und der Generationen.“ In der Tat kann der totgeglaubten und doch lebendigen Avantgarde eine wahrlich ‚gespenstische‘ Existenzweise zukommen:

Der Autor ist Literaturwissenschaftler mit den Arbeitsschwerpunkten Literatur und Kultur sozialer Bewegungen und europäische Avantgarde. Zuletzt erschienen: „Projekt Avantgarde“ (2019); Heinrich Vogeler: Schriften (Mit-Hrsg., 2022). Bei BasisDruck gab er die PAMPHLETE Nr. 1 (Franz Jung) und Nr. 28 (Emil Szittya) heraus.

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Walter Fähnders über die „Gespenster der Avantgarde“

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Besprochene Bücher / Literaturhinweise

In seinem Band Gespenster der Avangarde. Nachbilder und ihre Manifestationen sucht Walter Fähnders aufzuzeigen, dass und wie die Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts in Literatur und Kunst der Gegenwart als Sujet präsent ist – als Gespenst, wie die Titelmetapher signalisieren soll. Der mit einer Fülle von Zitaten und längeren Textausschnitten gespickte Band versammelt dazu literarische Texte und Dokumente sowie Kommentare des Autors. Eingerahmt wird der Band von aktuellen „Erklärungen“ und „Auskünften“ zum Schlüsselwort Avantgarde aus dem Munde einer Vielzahl von Gegenwartsautoren und -autorinnen, Weitere Kapitel widmen sich literarisierten Figuren wie Dadaisten und Surrealisten sowie fiktionalisierten Exponenten der Avantgarde wie Malewitsch oder Duchamp. Es folgen Fortschreibungen avantgardistischer Manifeste und die Vergegenwärtigung von „Avantgarde und Politik“ am Beispiel von Erzählungen über Dada und Lenin und anderen mehr. Derartige Nachbilder sollen allesamt für die ästhetische Wahrnehmung der Avantgarde heute stehen.(Quelle: https://literaturkritik.de/faehnders-gespenster-der-avantgarde,30619.html)

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GERMANISTIK 
INTERNATIONALES REFERATENORGAN
MIT BIBLIOGRAPHISCHEN HINWEISEN
EDITION NIEMEYER

2024 · BAND 65 · HEFT 1-2

Fähnders, Walter: Gespenster der Avantgarde. Nachbilder und ihre Manifestationen. Berlin: BasisDruck, 2024.

Fähnders untersucht im vorl. Buch die Rezeption der Avantgarde nach ihrem vermeintlichen Ende. Ihr Nach- und Wiederaufleben wird im Anschluss an Jacques Derridas Marx-Lektüre metaphorisch »Gespenster« genannt. Es geht dem Verf. im engeren Sinne nicht um eine Hantologie, – da nicht mit der Wiederkehr von Verdrängtem gerechnet wird – , sondern um die Art und Weise, wie Avantgarde als Sujet oder poetologische Rekonzeptualisierung im 20. Jh. in Erscheinung tritt. Fähnders nennt diese »Gespenster« »Nachbilder« der totgeglaubten Avantgarde. Nach einer Begriffsdefinition und einem lesenswerten Avantgarde-Kaleidoskop wendet er sich zunächst der Rezeption bei Autoren aus der ehemaligen DDR in den 1980er Jahren zu, bei der vor allem ein politischer Avantgarde-Begriff deutlich wird. Neben diesem politischen Verständnis, das Fähnders in mehreren Kap. zwischen den Polen Revolution und befreiendes Spiel beschreibt, findet er in der Literatur- und Kunstgeschichte eine Reihe beachtenswerter Zeugnisse ästhetischer Aktualisierungen bis in die jüngste Gegenwart, sei es in Form von Romanfiguren, Kunstwerken, Performances, Fotografien u. a. Am Beispiel der Spiegelgasse in Zürich zeigt er das Fortleben des Verhältnisses von politischer und künstlerischer Avantgarde auf. Bekanntermaßen lebte in der Straße, in der das dadaistische Cabaret Voltaire gegründet wurde, auch Lenin. Für einen Kontakt beider gibt es keine faktischen Belege. Der Verf. schildert gleichwohl die literarischen Imaginationen des Kontakts beider in Texten und Theaterstücken.
Insgesamt betrachtet zeigen die Studien von Fähnders, wie tief sich die Avantgarde in den Kanon der Manifeste, Poetologien oder Kunstpraxen
eingearbeitet hat. Das Buch bietet ein Kompendium vielfältigster Rezeptionszeugnisse. Deutlich wird nach der Lektüre, was Asger Jorn 1962 als Inschrift in ein Ölgemälde über die Avantgarde festgehalten hat: „Die Avantgarde ergibt sich nicht.(Waldemar Fromm, München)

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