Jochen Berg

„Die Phönizierinnen“ und weitere ausgewählte Stücke (Arbeitstitel)

– Mit einem einleitenden Essay von Mirjam Meuser (Hg.) und einem Nachwort von Werner Buhss (Hg.)

Karton, Broschur mit ca. 280 Seiten, Abbildungen, ca. 22,00 EUR. – erscheint 2024

Jochen Berg war von den bekannteren DDR-Dramatikern der unbekannteste, der Geheimtipp. Ein Nimbus, zum Teil selbst gesponnen, zum Teil von Anhängern verbreitet, lief ihm voraus, der sich darauf stützte, dass es vor 1989 – mit wenigen Ausnahmen wie etwa der einzigen Aufführung der vier Kurzopern Die Engel – keines seiner Stücke in der DDR auf eine Bühne geschafft hatte. Im Westen hingegen wurde seine Tetralogie in den 1980er-Jahren in Gänze am Staatstheater Stuttgart uraufgeführt. Es folgten Inszenierungen in Wuppertal und Moers, die dafür sorgten, dass Berg in den 1980ern in Westdeutschland ein ähnlich gefragter Dramatiker war, wie Volker Braun oder Stefan Schütz. Nach 1989 allerdings war es damit ganz vorbei. Berg gehört heute, 34 Jahre nach dem Mauerfall und 14 Jahre nach seinem Tod nicht nur zu den nicht-gespielten, sondern zu den vergessenen Autoren der DDR.

Man kann viel über die Gründe spekulieren, warum sein Werk ein solches Schicksal erfuhr. Die späte Geburt trägt daran sicher einen Anteil – nicht wenigen DDR-Dramatikern seiner Generation erging es ähnlich –, es schwingt auch viel Pech und schlechtes Timing mit – sowie eine Persönlichkeit, die dem Erfolg nicht nur in Theaterkreisen im Wege stand. Tatsache aber ist, dass Berg unter den Dramatikern seiner Generation eine Ausnahmeerscheinung darstellt. Am Horizont seiner Kritik an unserer entfremdeten Gesellschaft erscheint keine Utopie einer sozialistischen oder kommunistischen Alternative, die – wie immer unerreichbar – dem Schreiben seine Richtung weist. Wer in guter Tradition der Rezeption von DDR-Literatur bei ihm nach einer solchen sucht, wird an seinen Texten scheitern. Berg schreibt sich als Singulär mit großer sprachlicher Kraft in eine Literaturtradition ein, für die es in seiner Gesellschaft keine Vorbilder gibt. Das wiederum verschafft ihm eine Form von Freiheit, die in der DDR-Literatur ihresgleichen sucht – die Freiheit zu scheitern inbegriffen. Dieses Werk – auch sprachlich – zu entdecken, ist nicht nur ein literarischer Genuss, es fügt der DDR-Literaturgeschichte zudem eine bisher unerschlossene Facette hinzu.

Der Werke-Band versammelt Stücke von Jochen Berg, die bislang entweder nur an verstreuten Orten abgedruckt wurden oder der Öffentlichkeit noch gar nicht zugänglich waren. Er will damit die bereits existierende Ausgabe der Tetralogie in der Edition Vogelmann ergänzen, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Zugleich unternimmt er den Versuch, anhand der aufgenommenen Texte die Entwicklung eines Dramatikers nachzuzeichnen, der aus der Reihe seiner Generationsgenossen herausragt.

Mirjam Meuser


Inhaltsverzeichnis

Vorwort: Mirjam Meuser

Dave
Die Axt
[Pentheus]
Strephart
Die Phönizierinnen
Die Engel
Ariadnegesänge
Fremde in der Nacht

Nachwort: Werner Buhss
Kommentar zu den Stücken: Mirjam Meuser
Biographie: Jochen Berg
Danksagung
Bibliographie

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