Janine Ludwig / Mirjam Meuser (Hg.)

Literatur ohne Land? Band I

Schreibstrategien einer DDR-Literatur im vereinten Deutschland

Übernahme von: Fördergemeinschaft wissenschaftlicher Publikationen von Frauen e.V., mit einem Vorwort von Frank Hörnigk, Paperback, 290 Seiten. 2009

ISBN 978-3-939348-15-3

 

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Die so genannte Wende bedeutete für viele DDR-Schriftsteller einen tiefen Einschnitt in ihr Leben und somit auch in ihr Werk. Mit dem Land ging auch das immer kritisierte und doch für viele bis zum Schluss mit existenziellen Hoffnungen besetzte Gesellschaftssystem unter. Selbst für die Jüngeren, die in diesen Staat keine politischen Erwartungen mehr gesetzt hatten, war es nicht einfach, sich unter den neuen Bedingungen eines gänzlich anders strukturierten Literaturmarktes zu etablieren.

Auf das Werk der einzelnen Autoren haben diese Erfahrungen in unterschiedlicher Weise Einfluss genommen.Während etwa der Dramatiker Heiner Müller nach der Wende vornehmlich als Lyriker und öffentliche Person auftrat, setzte Christa Wolf nach dem Schock des „Literaturstreits“ ihr Antikenprojekt scheinbar ungebrochen fort.

Was passiert mit einer DDR­-Literatur, wenn die DDR verschwunden ist?

Die Frage, was mit einer Literatur passiert, die nach einem Land (nicht etwa einer Nation), mithin einem einstmals utopischen gesellschaftlichen Konzept benannt wurde, wenn beides über Nacht verschwindet, fordert eine differenzierte Betrachtung heraus. Das Buch problematisiert den Terminus „DDR-Literatur“ und seine Definitionen. Hier wird eine Annäherung an die Rolle der Literatur im „Leseland“ DDR anhand der Idee einer littérature engagée vorgenommen – ein Konzept, das sich im Laufe der Jahre wandelte. Es stellt sich die Frage, ob und inwiefern ein literarisches Engagement auch nach der ,Wende‘ weitergeführt oder modifiziert werden konnte. Nach neuen Gesichtspunkten werden einzelne Generationen skizziert und beispielhaft durch je zwei bis drei AutorInnen vorgestellt. Besprochen werden Texte, die ab 1989 entstanden sind – immer mit Hinblick auf das vorhergehende Werk und Wirken. So entsteht eine einführende und vergleichende literaturwissenschaftliche Analyse von „Schreiben nach der Wende“.

Behandelte Autorinnen und Autoren: Heiner Müller, Christa Wolf, Rainer Kirsch, Ulrich Plenzdorf, Volker Braun, Stefan Schütz, Christoph Hein, Peter Wawerzinek, Annett Gröschner.

 

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Aus den Kritiken und Rezensionen:

„Alle Beiträge des Bandes bindet ‚ein wohl gemeinsames Bewusstsein‘ der beteiligten Autoren, dass literarische Texte grundsätzlich jene Spreng-Kraft besitzen mögen, die das bislang gültige kritische Fundament erschüttert und also an Urteilsständen auch der analysierenden Sparte rüttelt. Fragen stellen, die in Frage stellen – auch die Erkenntnisse der eigenen Profession. Das ist der überzeugende Buch-Konsens. Das ist das schöne Selbstbewusstsein dieser Aufsätze. Mit bezwingender Souveränität, leichthin ordnend und prägnant skizzierend, stehen Janine Ludwig und Mirjam Meuser im Eröffnungsessay inmitten schier überbordender Auffassungen, was das sei, Literatur der DDR oder Literatur über die DDR oder Literatur in der DDR oder Literatur in der DDR trotz der DDR. Hier lassen sich – meist jüngere – Betrachter eines seit zwanzig Jahren gleichsam abgeschlossenen Sachgebietes von der nach- und weiterwirkenden Lebendigkeit eines in der DDR geborenen, vielgestaltigen Schreibens bewegen, das sich mit Kategorisierung und Periodisierung zwar ordnen, aber nicht fassen und schon gar nicht abheften lässt. Die Grundhaltung hier ist Neugier, Offenheit vor allem für die Unverwechselbarkeit jeder einzelnen schriftstellerischen Biografie.“

Hans-Dieter Schütt, Neues Deutschland (12.4.2010)

„Die Einleitung von Ludwig und Meuser verdient besondere Beachtung, denn es handelt sich um einen eigenständigen Aufsatz von 60 Seiten, der den Begriff ‚DDR-Literatur‘ mit Blick auf die literaturwissenschaftliche Debatte eingehend diskutiert und zugleich für die folgenden Aufsätze ein anspruchsvolles Konzept entwickelt.“ „[D]ie Auseinandersetzung mit dem literarischen Engagement erfolgt nicht einfach auf Grund von konzeptionellen Äußerungen der unterschiedlichen Schriftsteller, sondern bezieht diese auf die Texte selbst. Eine Auswahlbibliographie zur Einleitung, ein Verzeichnis der wichtigsten Beiträge der Literaten und der entsprechenden Sekundärliteratur runden den Band ab, sodass er ein hervorragendes Studienbuch für den Universitätsbetrieb darstellt. Durch die genau definierte Fragstellung, den einleitenden Aufsatz und die zum großen Teil sehr textnah und differenziert urteilenden Einzelbeiträge wird das Buch zu einem bedenkenswerten Forschungsbeitrag vor allem jüngerer LiteraturwissenschaftlerInnen.“

Alexander Thomas, M.A., IASL Online (5.7.2010)

„Janine Ludwig und Mirjam Meuser, als die Herausgeberinnen des Bandes, dokumentieren einleitend diese Geschichte in ihren Zusammenhängen ebenso wie im Blick auf den Stellenwert jeder der nachfolgend beschriebenen einzelnen Biographien in großer Souveränität und zugleich sich jeder moralisierenden Geste des eigenen theoretischen Urteils enthaltender Weise – ein überzeugender Beitrag zu einer Kultur des Dialogs, begünstigt vielleicht, weil aus der Perspektive der Enkel- oder schon Urenkelgeneration gegenüber Hans Mayer argumentierend und deshalb weitgehend befreit von den Lasten der Handgemenge ideologischer Grabenkämpfe ihrer Vätergenerationen, dennoch oder gerade deshalb selbstbewusst und eigensinnig in schönster Weise. Welch ein Zeichen der Ermutigung! Alle weiteren BeiträgerInnen des Bandes folgen ihnen in eben dieser Haltung.“

Aus dem Vorwort zum Band von Frank Hörnigk, S. 7f.

„In der Einleitung befassen sich Ludwig und Meuser ausführlich und kompetent mit geschichtlichen und theoretischen Fragen: die Bestimmung des problematischen Begriffs ‚DDR-Literatur‘, die Rolle des Schriftstellers in Ostdeutschland, der Begriff von ‚littérature engagée‘ in einer auf das Gebot der ‚Parteilichkeit‘ eingeschworenen Literatur, die drastischen Veränderungen des Literaturbetriebs nach der Wende, die Erstellung eines neuen Generationenmodells. […] Ludwig und Meuser bieten auch eine interessante und ausdifferenzierte Lektüre des ‚deutsch-deutschen Literaturstreites‘ (47–52) unter dem Blickwinkel des literarischen Engagements der Schriftsteller.“

Paola Quadrelli, Philologie im Netz, PhiN 58/2011: 57

„Ein ernsthaftes, fundiertes Buch ist hier entstanden, das viel sagt über das einstige ‚Leseland DDR‘.“

ms, Märkische Allgemeine, Der Havelländer vom 1.12.2009

„In der Tat gehört es zu den Reizen dieser Betrachtungen, dass sie etliche Rätsel an den offenen Rändern dieser Wissenschaft aufgeben. […] Die Qualität dieser Essays […] liegt darin, dass sie viele kleine Schätze bieten, zu neuen Fragen und Fragestellungen anregen, ohne das Denken in ein dogmatisches Konzept zu schnüren. So gesehen, ist der Titel gut gewählt. Es existiert eine Literatur, die lebt, von der weiterhin Impulse ausgehen, die aber von der Geschichte deterritorialisiert wurde.“

Frank Raddatz, Theater der Zeit (Mai 2010)

„‘Was passiert mit einer DDR-Literatur, wenn die DDR verschwunden ist?‘ – so die Ausgangsfrage des vorliegenden Bandes. Neu ist sie nicht, aber das geben die Herausgeberinnen auch nicht vor, sondern basieren ihren Beitrag zur Diskussion auf einer klugen und umfassenden Analyse des bisher dazu Gesagten.“

Astrid Köhler, Weimarer Beiträge 4 (2011)

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