Im Februar 1988 wurden einige DDR-Oppositionelle aus der Haft in die Bundesrepublik abgeschoben, die das so nicht geplant hatten. Bärbel Bohley konnte allerdings sechs Monate später, im August 1988 in die DDR zurückkehren. Dies war ein singulärer Fall, den sie noch in der Haft ertrotzt und danach während ihres Aufenthalts im Westen mit allen politischen Mitteln verteidigt hatte. Da sie selbst bis zuletzt im Zweifel war, ob ihr die Rückkehr gestattet werden würde, führte sie in diesen Monaten, vor allem in England, ein Tagebuch, in dem sie jeden ihrer Schritte, viele Begegnungen, die Reaktionen prominenter und nichtprominenter Kontakte auf ihr Anliegen sowie ihre politischen Schlußfolgerungen festhielt.
Es waren die Umstände jener Abschiebung und die sechs Monate im Westen, durch die Bärbel Bohley zu der Konzeption jener Bürgerbewegung NEUES FORUM kam, die für den Herbst 1989 so entscheidend wurde.
Die Gründung des Neuen Forum im September 1989 hatte sie entlang zweier Leitgedanken vorbereitet: unterm Kirchendach sei es zu eng geworden und die oppositionelle Szene der DDR inzwischen zu kleinkariert. Diese Grundsatzentscheidungen spiegeln sich in den Überlegungen wider, die sie 1988 ihrem Tagebuch anvertraute.
Ein Text, den gegenwärtige und künftige Geschichtsschreiber lesen sollten!